Vom Revoluzzer und Wadenbeißer zum Brückenbauer!

Es ist schwer, einmal vergebene Aufkleber wieder zu entfernen. Ich habe in meiner Laufbahn als Stadtrat viele Vorurteile aushalten müssen. Ich bin der Störer, der Randale-Stadtrat. Es gibt viele Beschreibungen meiner Person: Gulag-Stalinist, Links-Faschist mit Verbindung nach Nordkorea. Das sind Zuschreibungen, die mir immer wieder und immer noch angehängt werden. Auf mich als Andersdenkenden wird viel mit Dreck geworfen. „Der soll mal was schaffen“ hat die CDU im letzten OB-Wahlkampf ganz offiziell rumerzählt. Ich wäre arbeitslos, ich hätte noch nie gearbeitet. Im politischen Kampf sind sich manche Teilnehmer*innen nicht zu schade, auch mit Begriffen unter der Gürtellinie zu arbeiten.

Gearbeitet habe ich mein ganzes Leben

Gearbeitet habe ich eigentlich schon immer. Mein erster Job war die Schule zu putzen. Ich habe das mit anderen Kumpels zusammengemacht. Wir haben sehr schnell begriffen, dass unser Hausmeister ein total gutes System hatte, wie man das macht. Der hat uns das richtig beigebracht. Zuerst die Stühle aufstuhlen. Dann die ganzen Kaugummis von den Stühlen und Tischen runter. Dann die Flecken wegputzen. Dann die Führung der großen Putzmaschinen. Wenn die richtig eingeseift sind, lässt sich mit den Maschinen wunderbar auf dem Boden rumschlittern. Im Flur hat das immer besonders Spaß gemacht. Wir haben uns in der Gruppe arbeitsteilig organisiert und waren schnell fertig. Fast zu schnell. Dann sind wir zur Nachbarschule gegangen und haben gefragt: „Brauchen Sie noch Hilfe beim Schule putzen?“ Da war ein neuer Hausmeister, der hatte noch nicht wirklich ein System. Da haben wir dann weitergeputzt. Dann haben wir verhandelt über Stundenlohn und Colapause. So haben wir zwei Sommerferien lang Schule geputzt.

Später habe ich den Rettungsschwimmer gemacht. Schwimmen war und ist meine große Leidenschaft. So konnte ich den für einen Schüler verdammt gut bezahlten Job eines Bademeisters machen. Bademeister*innen sind heute Mangelware und waren es damals auch. Das war mein erster Job bei der Stadt Stuttgart, bei den Bäderbetrieben. Drei Wochen im Inselbad. Aber es ist nicht alles nur Baywatch. Eine Bademeister*in muss auch putzen. Das geht natürlich erstmal morgens los. Eine Bademeister*in muss immer präsent sein, am 50-Meter-Becken und vor allem am Sprungturm. Bademeister*innen müssen sich Respekt bei den Kids verschaffen. Da musste ich mich überwinden, vom 10-Meter-Turm zu springen, sonst wäre das nix geworden.

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