Das neue Stuttgart entsteht in Kinderaugen

Stuttgart ist eine Stadt mit viel Potenzial. Stuttgart darf aber seine Energie nicht im Althergebrachten vergeuden. Die bisherigen Strategien und Konzepte führten in die Irre und ins Chaos. Explodierende Mieten, explodierender Autoverkehr, Klimaprobleme in der Kessellage, Stadtteile, in denen die Nahversorgung darniederliegt. Insgesamt gibt es immer weniger Lebensqualität. Baustellen, Lärm und Dreck prägen die Stadt. Der Klimawandel gibt uns nicht mehr viel Zeit, das Ruder rumzureißen. Stuttgart muss sich neu denken. Ungefähr zehn Jahre haben wir dafür noch Zeit. Die Stuttgarter*innen haben das Zeug zu neuen Konzepten. Ich lade deshalb alle ein, daran mitzudenken und mitzugestalten. So könnte Stuttgart zu einer Modellstadt werden. Eine zukunftsfähige Stadt ist eine Stadt, in der sich alle Bürger*innen aufgehoben fühlen. Sie fühlen sich aufgehoben, weil die Rahmenbedingungen stimmen. Die Lebensverhältnisse in einer Modellstadt sind so, dass sich alle damit identifizieren wollen und können.

Ich denke eine solche Stadtgestalt ausgehend von den Kleinsten in dieser Stadt: Wer aus der Sicht der Kinder denkt, bekommt automatisch die Probleme in den Blick, die für die Zukunft anzupacken und zu lösen sind. Die kinderfreundliche Stadt geht in Stuttgart nur mit einer drastischen Verkehrswende. Wir stellen uns einfach eine Stadt vor, in der keine*r mehr das Auto vermisst. Das ist mein Ziel. Ich will keine Stadt, in der wir irgendwann Autos verbieten müssen. Ich will eine Stadt, in der wir uns so organisieren, dass wir uns gerne ohne Auto bewegen. Ich will eine Stadt, in der wir das Auto weitgehend nicht mehr brauchen.

Als Architekt und Planer weiß ich, dass es schwierig ist, in einer bestimmten räumlichen Struktur ohne Auto zu leben. Wenn wir die Verkehrswende ernst nehmen, müssen wir die Frage beantworten, was zu einem lebendigen und intakten Quartier gehört, und wie ein solches Quartier aussehen kann: Welche Elemente müssen da zusammenspielen? Wie plane ich darüber hinaus Kultur- oder auch Einkaufsangebote? Bei der Suche nach Antworten auf diese Fragen, sind meine eigenen Erfahrungen in dieser Stadt zentral; von allem meine Erfahrungen als Kind in dieser Stadt. Wenn Stadtplanung die Bedürfnisse der Kinder in den Blick nimmt und eine Stadt auch aus den Augen der Kinder plant, wird es eine Stadt für alle Bürger*innen.